Reisebericht Galapagos 1998

1. Ankunft
Nach einigen unvergesslichen Tagen im Regenwald und in und um Quito landeten wir auf Baltra, Galapagos. Schon beim Aussteigen aus dem Flugzeug war der Unterschied in den klimatischen Verhältnissen deutlich zu spüren: Viel heisser, trockener, und es wehte ein recht starker Wind. Ein kurzer Transfer mit Bus und Fähre brachte uns nach Puerto Ayora, wo wir das Hotelzimmer bezogen. Auf dem Weg sahen wir die ersten Pelikane und Seelöwen und alles kam uns unwahrscheinlich exotisch vor.
Beim Besuch der Charles Darwin Station sahen wir verschiedene Schildkrötenarten und die Schildkrötenaufzucht und erhielten einige interessante Informationen zu den Inseln. Am Abend fand das erste Treffen und die Besprechung mit unseren beiden Dive guides statt.
2. Bezug des Schiffes
Am nächsten Morgen wurden die Reiseroute und grundsätzliche Aspekte unserer zweiwöchigen Tauchreise besprochen. Dann bezogen wir das Schiff und legten ab. Der erste Tauchgang nach dem Checkdive gab uns eine Idee von den Strömungen.
3. Die Guides, die Crew
Unsere zwei Dive guides Xavier Romero und Juan Carlos Manosalvos hätten gar nicht unterschiedlicher sein können. Jeder war auf seine Weise super. Sie bereiteten die Tauchgänge jeweils vor und gaben beim "briefing" einen sehr guten Überblick über die Verhältnisse unter Wasser, die Topographie und Strömungsverhältnisse. Ihre Kenntnis, vor allem der Fauna, war auch an Land überzeugend. Die Crew war sehr hilfsbereit und nett.

4. Unsere Route
Da es nicht so leicht ist, eine Bewilligung für die Veröffentlichung einer Karte zu erhalten, dauert's wohl noch eine Weile, bis hier ein Bild erscheinen wird!

 
5. Tauchen - Strömungen in alle Richtungen, Kälte, "technische Daten"
Schon im ersten Tauchgang unmittelbar nach dem Checkdive machten wir unsere ersten Erfahrungen mit der Strömung. Schnelles Abtauchen und dann festhalten war ratsam. "Wer zu lange zögert, landet in Hawaii!", hiess es jeweils. Damit wir uns dabei nicht die Hände an den scharfen Felskanten zerschnitten, hatten wir Gartenhandschuhe mitgenommen, was sich auch sehr bewährte.
Neben teilweise recht starken horizontalen Strömungen hat man aber in Galapagos auch das Vergnügen mit Strömungen in verschiedensten Richtungen: Aufwärts- und Abwärtsströmungen, Waschmaschinen, "Klospülungen" (starke Strömungen durch kurze Tunnels), also alles Mögliche; da sie aber im "briefing" immer gut vorhergesagt wurden, erlebte man keine unangenehmen Überraschungen.
Gerade warm war das Wasser im Juli nicht, beim kältesten Tauchgang stellten wir 16°C fest, fast schon schweizerische Verhältnisse! Wir tauchten jeweils in zwei Gruppen von ungefähr 6 Personen plus guide, jeder von uns mit einer Boje für den Notfall ausgerüstet. Während dem Tauchgang folgten die kleinen Boote unseren Luftblasen, um uns nach dem Tauchgang schnell finden zu können. Waren sie nicht gerade in unmittelbarer Nähe, halfen uns die Bojen, schnell gesehen und aufgepflückt zu werden

6. Die Unterwasserwelt
Wer Tauchen im Roten Meer gewohnt ist, wird von der Umgebung nicht gerade entzückt sein: Alles Liebliche fehlt den meisten Tauchplätzen in Galapagos, es sind nur sehr wenige Korallen zu sehen, vor allem keine grossen farbigen. Auf den ersten Blick sieht die Umgebung unter Wasser daher nicht gerade einladend aus, jedenfalls nicht so einladend wie im tropischen Meer. Was aber staunen lässt, ist der Fischreichtum. Es sind nicht einzelne Fische, die das Bild bestimmen, sondern Fischschwärme, auch Baracudaschwärme sind keine Seltenheit. Manchmal sind die Fischschwärme so gross, dass sie tatsächlich das Sonnenlicht verdunkeln. Man staunt über soviel Fisch. Allgegenwärtig sind auch die Muränen, die man fast immer zu Gesicht kriegt, wenn man sich an irgendeinem Felsbrocken festhält. Die Leichtigkeit, mit der sie sich in alle Richtungen fortbewegen, fast ohne Körperbewegung in alle Richtungen schwimmen, ist beeindruckend. Auch Skorpionfische, Steinfische und Ähnliches waren überall anzutreffen, Vorsicht ist daher am Platz.

7. Walhaie
Die Mehrzahl ist keine Übertreibung. Tatsächlich sahen wir bei unseren Tauchgängen bei der Insel Darwin mehrere Walhaie, einer davon war ein richtiges Baby von nur etwa 3 Metern Länge, der andere war ein fast ausgewachsenes Tier. Sie zogen dort ihre Runden und waren immer wieder zu sehen.

8. Hammer- und andere Haie
Galapagos ist für seine Hammerhaischulen berühmt und wir mussten auf ihr Erscheinen auch nicht lange warten. Auf einem unserer ersten Tauchgänge bei der Insel Wolf trafen wir auf eine Schule von ungefähr 40 Tieren. Als sie aus dem Blau auftauchten, konnte man die Grösse der Schule gar nicht ausmachen, dann begannen wir zu zählen, und staunten zuerst über die Menge der Hammerhaie und freuten uns dann über ihre Eleganz. Mühelos schwammen sie gegen die starke Strömung an, gegen die wir nur mit Klimmzügen entlang der Felsbrocken ankamen. Die Hammerhaie betrachteten auch uns, kamen recht nahe an uns vorbei, was uns Gelegenheit gab, sie genauer zu sehen. Neben dem Hammerhai war auch der Galapagoshai sehr häufig zu sehen. Er soll neugieriger sein, was uns aber nicht speziell auffiel.

9. Rochen
Auch hier sahen wir nicht selten Schwärme. In Höhlen waren bis zu 10 Rochen zu sehen, die im Ruhezustand verharrten. Aber auch Schulen von Adlerrochen, die an uns vorbeischwammen, konnten wir beobachten. Natürlich sind auch alle möglichen Rochenarten zu sehen.

10. Seelöwen
Die sind eine echte Unterwasser-Attraktion. Sie spielen mit allem, was sich ihnen zum Spielen anbietet: miteinander, mit den Luftblasen, sie schlagen das Rad, machen Kapriolen, kommen einem in die Maske schauen. Ihnen beim Jagen zuzuschauen ist faszinierend, die Geschwindigkeit, ihre Wendigkeit, alles ist verblüffend. Vor den Männchen lohnt sich ein gewisser Respekt, da sie einem eventuell für einen Rivalen halten könnten. Dann ist ein wenig Abstand angenehmer. Auch bei den Landgängen sind Seelöwen immer zu sehen, meistens am Strand liegend, ohne sehr viele Aktivitäten. Es sei denn, es "verirre" sich ein fremdes Männchen in das Territorium eines anderen Männchens. Dann kann man ohne weiteres Zeuge eines Zweikampfes werden.
11. Die ganz kleinen: Seepferdchen, Schnecken
Auch die ganz kleinen Vertreter der Unterwasserwelt waren anzutreffen, allerdings erforderte die Suche nach ihnen manchmal recht viel Geduld. Bis wir unser erstes Seepferdchen gesehen hatten, gingen etwa drei Tauchgänge vorüber, in denen die ganze Gruppe immer wieder nach ihnen Ausschau hielt. Die Suche lohnte sich. Die Seepferdchen waren viel grösser als erwartet, und wir sahen sogar mehrere "schwangere" Männchen. Auch verschiedenste farbige Schnecken waren zu sehen.
12. Die Landgänge
Auch wenn es sich um einen Beitrag für eine Taucher-Seite handelt: Die Landgänge darf man nicht unterschlagen. Schildkröten sind in der Darwin-Station auf Santa Cruz zu sehen. Sie werden dort gezüchtet und dann wieder ausgesetzt, um den Bestand zu sichern. Auf den Landgängen sieht man kaum je Schildkröten, sie ziehen sich zum Teil recht weit ins Innere der Inseln zurück.
Besonders faszinierend sind die Vögel. Obwohl man es ja weiss, ist es doch kaum zu fassen, wenn ein Vogel nicht wegfliegt, wenn man einen Meter an ihm vorbeigeht. Auch in der Balz lassen sich die Vögel durch die Beobachter nicht stören. Man kann sich daher erstaunlich nahe niederlassen, um sie dabei zu beobachten. Die unterschiedlichen Balzrituale sind ein wahres Schauspiel: Albatrosse werben mit einem hochritualisierten Wechselspiel von kunstvollen Bewegungen die unwahrscheinlich elegant wirken; beim flugunfähigen Kormoran balzt das Männchen mit Knochen-Geschenken um die Gunst des Weibchens, welches die Knochen dann ins Nest einarbeitet. Auch sonst ist die Verschiedenheit der Vogelarten fesselnd: der Fregattvogel, welcher als Kleptoparasit bezeichnet wird, weil er den anderen die Beute stiehlt; die verschiedenen Tölpel mit ihren unterschiedlichen besonderen Zeichnungen, die bei der Jagd aus beachtlicher Höhe wie Pfeile ins Wasser schiessen.
Typisch für die Inseln und für uns immer wieder archaisch anzusehen waren auch die verschiedenen Echsenarten, die haufenweise übereinanderliegen, um sich an der Sonne zu wärmen. Die Aufzählung könnte noch ganz Seiten füllen. Am besten geht man aber hin, und schaut es sich selber an. Die Reise lohnt sich ungemein!
Herzlichen Dank für diesen Bericht an Ariane Rietsch!
Fotos: Jürg Bapst